Aktien #01: VIE Struktur chinesischer Aktien

Chinesische Aktien haben in den letzten Wochen und Monaten erheblich an Wert verloren. Obwohl Firmen wie Tencent, JD.com, Alibaba und Co. Weltmarktführer sind und sich mit der Performance nicht vor der amerikanischen und europäischen Konkurrenz verstecken müssen, ist der Unterschied in der Marktkapitalisierung doch erheblich. 

Dies hat zum Einen mit der momentanen politischen Unsicherheit zu tun. 

Als Beispiel soll an dieser Stelle Huawei genannt werden. Einst ein starker Emporkoemmling im Smartphone Markt erfolgte der Absturz ebenso schnell wie der Aufstieg, nämlich als entschieden wurde, dass keine Google Dienste mehr verwendet werden dürfen. Dadurch wurden die Smartphones von Huawei quasi unbrauchbar in der westlichen Welt. 

Zum anderen, und dies ist m.E. noch viel entscheidender, liegt die Skepsis an derartigen chinesischen Aktien an der rechtlichen VIE Struktur mit der westliche Anleger die Möglichkeit haben in diese Firmen zu investieren. Dabei ist es unerheblich, ob diese Aktien als ADRs in den USA notiert sind oder z.B. auf den Cayman Islands. Die Problematik ist immer dieselbe: 

Über die VIE Struktur (Variable Interest Entity) erwerben westliche Anleger keine Anteil an der Firma sondern lediglich ein vertraglich verbrieftes Recht an den Gewinnen der jew. Firma. Man wird also kein stimmberechtigter Anteilseigner sondern quasi ein "Aktionär 2. Klasse". Man besitzt lediglich Anteile an einer "leeren" Gesellschaftshülle auf den Cayman Islands und eben nicht an dem Weltmarktführer aus China!!! 

Dieses Konstrukt stellt darüberhinaus einen Graubereich in der chinesischen Rechtsprechung dar, damit große chinesische Firmen am westlichen Kapital partizipieren können, gleichzeitig aber auch dem Erfordernis Rechnung getragen wird, dass diese Firmen zu 100% in chinesischer Hand bleiben müssen. Wie künftig diese VIE Struktur gehandhabt werden bleibt damit mit einem gewissen Risiko verbunden was sich schlussendlich auch in der Marktkapitalisierung wiederspiegelt. 

Eine direkte Investition in chinesische (Tech-) Firmen bleibt für westliche Anleger ausgeschlossen. Man ist an die VIEs zwingend gebunden und besitzt somit keinen Teil der Vermögenswerte des Unternehmens wie es z.B. bei westlichen Aktien üblich ist. 

Dieser Sachverhalt sollte einem stets bewusst sein bevor man derartige Investments tätigt und rechtfertigt m.E. die momentan relativ hohen Abschläge auf chinesische Aktien (neben der politischen Situation). 

Lasst mich gerne in den Kommentaren wissen ob Ihr in derartigen Firmen investiert seid und wie ihr das o.a. Risiko einschätzt. 

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